Ursachen von Unfruchtbarkeit

(From Collins JA: Unexplained infertility. In: Keye WE, Chang RJ, Rebar RW, Soules MR, editors: Infertility: evaluation and treatment. Philadelphia, 1995, WB Saunders, p 250)

Ein unerfüllter Kinderwunsch kann eine Vielzahl von Ursachen haben. Fruchtbarkeitsprobleme können von einem oder beiden Partnern ausgehen – und zwar zu gleichen Teilen vom Mann und von der Frau (jeweils 40%). In 20 % der Fälle liegt das Fruchtbarkeitsproblem entweder bei beiden Partnern oder kann mit den derzeitigen technischen Mitteln nicht erkannt werden. Eine absolute Unfruchtbarkeit – wenn z. B. beide Eileiter fehlen (die die Eierstöcke mit der Gebärmutter verbinden und für den Transport der befruchteten Eizelle vom Eierstock zur Gebärmutter zuständig sind) oder wenn überhaupt keine Spermien in der Samenflüssigkeit vorhanden sind – ist ausgesprochen selten. In den meisten Fällen liegt eine verminderte Fruchtbarkeit vor, d. h. es bestehen relative Veränderungen oder Einschränkungen der Fruchtbarkeit, die eine Empfängnis erschweren. Auch in diesen Fällen kann es technisch gesehen zu einer spontanen Schwangerschaft kommen, der Versuch, schwanger zu werden, kann jedoch zu einem langwierigen, mühsamen und psychisch anstrengenden Unterfangen werden. In diesen Fällen können wir, die ReproCreate Kinderwunschklinik, Ihnen helfen.

1. Für Frauen spezifische Ursachen von Infertilität

Primary female infertility diagnoses in 8500 infertile couples using a standardized diagnostic protocol. (With permission from Recent Advances in Medically Assisted Conception. WHO Technical Report Series 820, 1992.)

Bei der Frau liegt das Ausbleiben einer Schwangerschaft am häufigsten an einer hormonellen Störung, durch die der Eisprung ausbleibt oder sich die Eibläschen (Follikel) nicht ausreichend entwickeln. Ein Beispiel für eine solche hormonelle Störung ist das Polyzistische Ovar Syndrom (PCOS), das zu einem Übermaß an männlichen Hormonen im weiblichen Körper führt.

Eine weitere häufige Ursache für Fruchtbarkeitsstörungen ist eine Funktionsstörung der Eileiter. Diese Funktionsstörungen sind meist bedingt durch Verwachsungen in Folge von Entzündungen, Operationen oder insbesondere als Folge von Endometriose, einer zu chronischen Entzündungen, Blutungen und Gewebsvernarbungen führenden Ausbreitung von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle (z.B. am Eileiter, an den Eierstöcken und in der Bauchhöhle), an der 7 bis 15 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter leiden.

Ein weiterer zentraler Faktor für verminderte Fruchtbarkeit ist das Alter der Frau. Ab dem 35. Lebensjahr beschleunigt sich der kontinuierliche Abbau von Eizellen deutlich, und auch die Eizellenqualität sinkt mit zunehmendem Alter: Ab einem mütterlichen Lebensalter von 38 Jahren steigt das Risiko für eine Chromosomenfehlverteilung beim Embryo deutlich an.

Weitere Ursachen, die zu einer verminderten Ferilität beitragen können, sind genitale Fehlbildungen (z.B. eine veränderte Form des Uterus), Blutgerinnungsstörungen, Myome (gutartige Knoten der Gebärmutterwand), sowie Entzündungen und Infektionen.

2. Für Männer spezifische Ursachen von Infertilität

Tüttelmann F, Ruckert C, Röpke A. Disorders of spermatogenesis: perspectives for novel genetic diagnostics after 20 years of unchanged routine. Med Genet. (2018) 30:12–20. doi: 10.1007/s11825-018-0181-7

Beim Mann ist die häufigste Ursache für einen unerfüllten Kinderwunsch eine verminderte Samenqualität, d. h. eine unzureichende Produktion normal geformter, beweglicher Samenzellen (50 % der Fälle). Damit ein Mann auf natürliche Weise ein Kind zeugen kann, muss die Samenflüssigkeit folgende drei Kriterien erfüllen:

  • Ein Milliliter der Samenflüssigkeit muss ein Minimum von 10 Millionen Spermien (Samenfädchen) enthalten (Konzentration),
  • Mindestens 5% dieser Spermien müssen normal geformt sein (Morphologie), und
  • Mindestens 20% der Spermien müssen gut beweglich sein und sich mit einer Geschwindigkeit von mindestens 25 Mikrometer/ Sekunde vorwärts bewegen (Motilität).

Mögliche Gründe für eine Störung der Samenfunktion sind ein starker Nikotin- oder Alkoholkonsum, ein nicht-korrigierter Hodenhochstand, hormonelle Störungen (unter anderem durch Anabolikakonsum), vergangene Operationen und Infektionen am Hoden (z.B. durch eine Hodenentzündung als Folge einer Mumpserkrankung) ein. Auch genetische Veränderungen sind eine mögliche Ursache, besonders, wenn keine eindeutige Ursache festgestellt werden kann – wie es bei vielen Fällen von männlicher Infertilität der Fall ist.

In seltenen Fällen kann die Fertilitätsstörung des Mannes auch an Veränderungen um die Hoden liegen, z.B. eine Krampfader (Varikozele) im Gefäßsystem der Hoden oder Tumore im Gewebe der Hoden oder Nebenhoden.

Leider ist nach momentanen Stand der Technik in fast 50% der Fällen nicht möglich, die exakte Ursache für eine verminderte Samenqualität zu finden.

3. Allgemeine Ursachen für Infertilität

Neben den für Männer und Frauen spezifischen Ursachen für Probleme mit der Fertilität gibt es auch eine Reihe von allgemeinen Faktoren, welche die Fruchtbarkeit vermindern und zum Nichteintreten der ersehnten Schwangerschaft beitragen können. Bei etwa 10% der Paare mit einem unerfüllten Kinderwunsch lassen sich keine organischen oder hormonellen Ursachen feststellen. In diesen Fällen könnte einer oder mehrere der folgenden Faktoren daran schuld sein, dass keine Schwangerschaft eintritt.

3.1. Körpergewicht

Sowohl Über- als auch Untergewicht wirken sich wesentlich auf die Hormonausschüttung und damit auf die Fruchtbarkeit aus, und – bei Frauen wie Männern. Zusätzlich dazu, dass Übergewicht zu einer Reihe schwerwiegender Erkrankungen führen kann, setzt Fettgewebe Botenstoffe und Enzyme frei, die bei Frauen und Männern den Hormonhaushalt stören und die Fertilität mindern. Bei Frauen führt etwa ein durch Übergewicht erhöhter Hormonspiegel zu Störungen des Eisprungs, zu einem vermehrten Auftreten von unzulänglich gereiften Eizellen und einer schlechteren Chance, dass sich befruchtete Zellen in der Gebärmutter einnisten – auch bei künstlicher Befruchtung. Fast 50% der Österreicher und Österreicherinnen wiegen zu viel, Übergewicht bzw. die Verringerung von Übergewicht sollte also bei einem Kinderwunsch nicht vernachlässigt werden.

Auch Untergewicht kann es erschweren, dass die gewünschte Schwangerschaft eintritt. In vielen Fällen ist (starkes) Untergewicht mit einer Mangelernährung verbunden, was den weiblichen Zyklus stört und unregelmäßige oder ausbleibende Regelblutungen verursachen kann.

3.2. Alkohol, Nikotin und Anabolika-Hormone

Alkoholkonsum trägt bei Männern wie Frauen zur verminderten Fertilität bei. Frauen, die schwanger werden wollen, sollten generell ganz auf Alkohol verzichten: Die Zeit von der 5. bis zur 12. Schwangerschaftswoche, in der die kindlichen Organe angelegt werden, ist besonders sensibel, was die negative Auswirkung von Alkohol auf den Embryo angeht.

Die Einnahme von Anabolika ist bei Fruchtbarkeitssörungen und Infertilität nicht zu vernachlässigen: bei Männern, die Anabolika einnehmen, wird die Spermienproduktion heruntergefahren, es kommt vermehrt zu Libidoverlust und Erektionsstörungen – in manchen Fällen schrumpfen sogar die Hoden. Je nach Dauer und Ausmaß der Anabolikaeinnahme sowie der Art des Präparats kann die männliche Fruchtbarkeit lebenslangen Schaden davontragen.

Auch Nikotinkonsum hat negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit. Infertilitätsraten sind bei Raucher:innen fast doppelt so hoch wie bei Nichtrauchern und Nichtraucherinnen. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die Qualität der väterlichen Samenflüssigkeit durch das Rauchen abnimmt – sowohl was die Beweglichkeit der Spermien angeht (Motilität) als auch die Wahrscheinlichkeit von fehlgebildeten Spermien (Morphologie). Bei Frauen beschleunigt Nikotin und auch weitere gesundheitsschädliche Stoffe, denen man beim Rauchen ausgesetzt ist (z.B. Kohlenmonoxid und Cyanid), den Abbau von Eizellen. Dies kann zu einer verfrühten Menopause (Wechsel) führen. Zusätzlich leidet das genetische Material von Eizellen und Spermien unter dem Einfluss von Nikotin und anderen Chemikalien in Zigaretten. Da auch das Risiko einer Fehlgeburt und eines niedrigeren kindlichen Geburtsgewichts durch das Rauchen steigt, empfehlen wir ausdrücklich, das Rauchen aufzugeben, wenn ein Kinderwunsch oder bereits eine Schwangerschaft besteht.

3.3. Genetische Veränderungen

Auch genetische Veränderungen können für Infertilität bzw. Probleme mit dem Schwangerwerden oder dem erfolgreichen Austragen einer Schwangerschaft verantwortlich sein.

Beim Mann verursacht etwa eine AZF-Deletion, d.h. ein teilweises Fehlen des Y-Chromosoms in einem der sogenannten AZF-Bereiche, eine sehr niedrige Spermienkonzentration (1 Million Spermien pro Milliliter, Oligospermie), wodurch es nicht möglich ist, auf natürlichem Wege ein Kind zu zeugen – generell ist dafür eine Konzentration von mindestens 10 Millionen Spermien pro Milliliter Samenflüssigkeit notwendig. Möglich ist auch, dass das Klinefelter Syndrom für die Infertilität verantwortlich ist, bei dem betroffene Männer über ein X-Chromosom zu viel verfügen (XXY). Eines von 1000 männlichen Kindern wird mit dieser Chromosomenanomalie geboren, bei dem es ebenfalls zu einer niedrigeren Ausschüttung männlicher Hormone, einer geringeren Qualität von Spermien kommt. Oft ist die Spermienkonzentration sogar kompletten eingestellt, was zu einem vollständigen Fehlen von Spermien in der Samenflüssigkeit führt (Azoospermie).

Bei Frauen können Genveränderungen, etwa am FSH-Rezeptor, der für die Entwicklung der Follikel (Eibläschen) verantwortlich ist, zu einer frühzeitigen Ovarialinsuffizienz (POF, Erschöpfung der Eierstöcke) führen, was eine Schwangerschaft erschwert. Auch das Triple-X-Syndrom (XXX), das mit einer Häufigkeit von 1:1000 Frauen auftritt, sowie Vormutationen auf dem Gen des Fragilen-X-Syndroms (FMR1-Gen), können eine frühzeitige ovarielle Insuffizienz bedingen.

3.4. Umweltgifte

Umweltgifte, denen wir im modernen Alltag ausgesetzt sind – Pestizide, Insektizide, Schwermetalle wie Blei, Weichmacher – und die wir in Spuren durch die Nahrung zu uns nehmen (z.B. PCB, Polychlorierte Biphenyle) sind ein weiterer Faktor, der die Fruchtbarkeit stören kann. Diese Moleküle können im Körper Hormone nachahmen („fake hormones“) und dadurch den Hormonhaushalt durcheinanderbringen.

3.5. Medikamenteneinnahme, Chemotherapie bei Krebserkrankungen

Auch regelmäßig eingenommene Medikamente und medikamentöse medizinische Behandlungen können die Fruchtbarkeit beeinflussen. Ein besonderer Fall sind Chemo- und Strahlentherapien bei Krebserkrankungen. Wie sehr bzw. ob die Fruchtbarkeit durch eine Chemotherapie geschädigt wird, hängt von der Art und Dosierung der in der Chemotherapie verwendeten Zytostatika (Substanzen, die das Zellwachstum bzw. die Zellteilung hemmen) ab.

Bei ReproCreate gibt es sowohl bei Problemen mit der Fruchtbarkeit nach einer abgeschlossenen Chemo- oder Strahlentherapie als auch präventiv vor dem Antreten einer Krebsbehandlung Möglichkeiten, den Kinderwunsch immer noch in Erfüllung gehen zu lassen. Im Fall von letzterem, können Samenmaterial und Eizellen in der Klinik für eine spätere Befruchtung tiefgefroren werden (Kryokonservierung).

3.6. Stress

Auch Stress kann den Hormonhaushalt durcheinanderbringen und damit zu verminderter Fertilität beitragen: Bei Männern kann die Spermienqualität und bei Frauen der Menstruationszyklus negativ beeinflusst werden. Dies gilt für Stress im Arbeits- oder Berufsleben, aber auch der Stress und psychische Druck, der als Folge von langwierigen vergeblichen Versuchen, schwanger zu werden, entstehen kann, kann verstärkend auf das Fertilitätsproblem wirken. Sollte man vermehrten psychischen Druck empfinden, weil sich die ersehnte Schwangerschaft nicht und nicht einstellt, empfehlen wir, bereits frühzeitig psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

 

Kinderwunschklinik-Graz-Kinderwunsch-baby

Machen Sie heute den ersten Schritt!

Wir beantworten gerne Ihre Fragen!Vereinbaren Sie ein erstes Beratungsgespräch oder melden Sie sich für unseren kostenlosen Informationsabend an und erfahren Sie mehr über den nächsten Schritt auf Ihrem Weg zur Elternschaft.